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L+159 – L+160: “Scott, der Vampir” nahm mir für Cardio-Ox 7 Röhren Blut ab.

Freitag war einer der Tage, an denen regelmäßige Toilettengänge etwas komplizierter als üblich waren… es war Zeit für eine weitere 24-Stunden-Urinsammlung, am Samstagmorgen gefolgt von einer Blutentnahme – diesmal von „Scott, dem Vampir“, der mir half, sieben Röhren zu füllen.

Diese Sammlungen erfolgten zur Unterstützung des Cardio-Ox Experiments, von dem ich im letzten Logbucheintrag sprach, wie auch für die „Biochemisches Profil“ (Biochemical Profile) und „Repositorium“ (Repository) Projekte des Johnson Space Center.

L+157 – L+158: Ein weiteres Wochenende vorüber – nur noch eins übrig

Dies sind keine tatsächlichen Experimente, sondern sie zielen eher darauf ab, Daten zur Verfügung zu stellen, die potenziell eine Vielzahl an Forschungsexperimenten, sowohl aktuelle wie auch zukünftige, für die menschliche Adaption an die Raumfahrt unterstützen.

„Biochemical Profile“ testet die Urin- und Blutproben auf eine Vielzahl von Proteinen und Chemikalien, welche bekannte Indikatoren für den Metabolismus des Körpers (Biomarker) sind: es wird eine Datenbank erstellt und die Daten können Forschern, die diese zur Unterstützung ihrer Untersuchungen anfordern, zur Verfügung gestellt werden.

„Repository“ ist ein ähnliches Konzept, allerdings mit Blick auf die Zukunft. Urin- und Blutproben werden auf lange Zeit unter kontrollierten Bedingungen gelagert und werden in der Zukunft Forschern zur Verfügung gestellt, die für ihren Bedarf einen wissenschaftlichen Anlass vorweisen können. In Zukunft werden Forscher diese Proben mit fortgeschrittenen Analysemethoden untersuchen können und sie könnten sich dann vielleicht sogar für Biomarker interessieren, die uns heute noch gar nicht bekannt sind!

Ich schloss meine 24-Stunden Urinsammlung mit dem ersten Toilettenbesuch am Samstag ab, aber drei Stunden nach dem Frühstück füllte ich eine weitere Röhre, zusammen mit einer Speichelprobe, für das italienische Experiment Knochenmuskelcheck (Bone Muscle Check). Dieses zielt darauf ab, Analyse von Speichelproben zu validieren, um die Reduzierung von Knochen- und Muskelmasse zu bestimmen. Falls zuverlässige Biomarker im Speichel gefunden werden, muss man nicht mehr auf invasivere und zeitintensivere Blutentnahmen zurückgreifen!

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Im Bild seht ihr etwas von unserem Laborequipment für die Humanforschung, zusammen mit einem Beutel für die Urinsammlung. Wie ihr euch vorstellen könnte, würde das urinieren in einen Becher hier oben nicht besonders gut funktionieren. Ich erinnere mich, wie ich einen neuen weiblichen Adapter auf meinem allerersten Parabelflug vor fast genau 5 Jahren ausprobierte – in der Kabine eines Schwerelosigkeits-Flugzeugs, aber in einem speziellen Zelt.

Ich gebe außerdem zu, dass ich einige Geräte zur Urinsammlung in Baikonur dabei hatte und mit ihnen vor dem Start übte. Am Ende gibt es genau zwei Dinge, mit denen man sich vor dem Start in den Weltraum vertraut machen möchte: das Raumschiff und allem, was das Benutzen der Toilette angeht!

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(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
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(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
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(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
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Alle Bilder © ESA/NASA

L+157 – L+158: Ein weiteres Wochenende vorüber – nur noch eins übrig

Ein weiteres Wochenende ist vorbei, nur noch eins bleibt für mich übrig auf der Raumstation. Das große Event des Wochenendes war natürlich das erste Espresso-Kochen, welchen wir nun in 3D-gedruckten Schwerelosigkeits-Bechern genießen können…davon erzähle ich euch in einem anderen Logbucheintrag, versprochen.

Fürs Erste muss ich noch auf die Aktivitäten der letzten Woche zurückkommen.

Mittwoch war der Tag, als wir erfolgreich Dragon leer geräumt hatten…und nahtlos zum nächsten Kampf übergegangen sind: packen und laden!

Wie ihr euch vielleicht erinnern könnte, hatten wir bereits ein wenig gepackt, bevor Dragon ankam, vorbereitete Säcke mit einem grünen „SpX-6 Return“ Aufkleber und einer spezifischen Nummer am Node 2 vorwärts Endpunkt. Nun ist es Zeit, diese Säcke mit mehr Dingen zu füllen, die zurückkehren und, natürlich, weitere Säcke vorzubereiten.

Es ist angenehm, nun Dinge in Dragon einladen zu können. Mit der neu angekommenen Fracht und der, die auf die Erde zurückkehrt und im Momentauf der ISS verstaut ist, kann die logistische Situation herausfordernd sein: im PMM, unserem haupt-Staumodul, sind die meisten Rack-Fronten gefüllt mit großen Säcken, welche mit Seilen befestigt sind. Dinge aus den eigentlichen Stauräumen zu bekommen erfordert also etwas Arbeit und Geduld!

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In Bezug auf Wissenschaft arbeitete ich am Mittwoch und Donnerstag primär am fortschreitenden TripleLux-A Experiment und meiner letzten Sitzung Cardio-Ox.
Cardio-Ox ist übrigens die Kurzform des Namens. Falls ihr euch für den vollen Namen des Experiments interessiert, hier ist er: „Bestimmung der Beziehung zwischen Biomarkern von oxidativem und entzündlichem Stress und des Risikos von Gefäßverkalkung bei Astronauten während und nach langzeitlichen Raumflügen“.

Wenn ihr die Geduld hattet, das bis zum Ende zu lesen, der Name sagt eigentlich alles! Es ist nur logisch anzunehmen, dass Raumfahrt, aufgrund der Aussetzung von Strahlung, veränderter Nahrungsaufnahme, reduzierter physischer Aktivität und einer insgesamt anstrengenden Umgebung erhöhte Werte von oxidativem Stress und Entzündungen hervorrufen kann.

Beide dieser unerwünschten Zustände können indirekt gemessen werden, indem man die Konzentration von bestimmten Molekülen im Blut und Urin misst: Diese Moleküle sind die „Biomarker“ im Titel des Experiments. Das erste Ergebnis des Experiments ist es also, oxidativen Stress und Entzündungswerte zu bestimmen und zu diesem Zweck stellte ich während der Mission einige Blut- und Urinproben zur Verfügung.

Der zweite Teil jedoch besagt: Wie hängen oxidativer Stress und Entzündungen mit dem Risiko für Gefäßverkalkung zusammen? Um dies zu bestimmten, führte ich einige über die Ferne gesteuerte Ultraschalluntersuchungen meiner Halsschlagader und Oberarmarterien durch, um nach strukturellen und funktionalen Veränderungen Ausschau zu halten, die als gute Anzeichen für ein Risiko für Gefäßverkalkung gelten. Übrigens, dies ist eine Langzeitstude: die letzte post-Flug Sitzung findet 5 Jahre nach dem Flug statt.

Ich bin nicht sicher, ob ich dann noch Logbucheinträge schreiben werde, aber falls doch und ihr interessiert seid, schaut nach dem Eintrag R+1825!

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L+151 – L+154: Willkommen zurück, alte Freunde C. Elegans

Nachdem ich letzte Woche an einigen neuen Experimenten arbeitete, beschäftigte ich mich am Donnerstag größtenteils mit Arbeit an Fracht, vor allem mit dem Auspacken der gigantischen Säcke die, wie ich schon erwähnte, wir aus Dragon entfernten und temporär auf der Station lagerten, während wir andere wichtige wissenschaftliche Dinge ausluden.

Man kann nie sagen, wie lange es dauern wird, einen Sack auszupacken, wenn man nur von der Anzahl der Gegenstände ausgeht: Selbst einige wenige Teile können lange brauchen, wenn die Orte zum Verstauen eine Herausforderung sind. Sagen wir zum Beispiel, dass man ein Rack drehen muss, um zum Staufach auf der linken, gewölbten Seite zu kommen, die die gegen die zylindrische Hülle eines Moduls zeigt.

Ein Rack zu drehen ist an sich nicht kompliziert, oft muss man aber Dinge aus dem Weg der Rotation wegräumen: Säcke, Kabel, Computer, Kameras…und sie alle anschließend wieder zurücklegen. Stellt euch vor einen Teil eurer Wand zuhause zu drehen, um an einen geheimen Raum dahinter zu kommen, nur, dass ihr viele Dinge an der Wand und der Decke hängen habt!

Wie auch immer, ich schulde euch ein paar Worte zum Fadenwürmer-Muskel-Experiment (Nematode muscle), an dem ich letzte Woche arbeitete. Zu allererst, willkommen zurück auf der Internationalen Raumstation an unsere alten Freunde, die C. Elegans. Ja, dank ihres sehr gut verstandenen genetischen Aufbaus sind diese kleinen Würmer sehr beliebte Musterorganismen, auf dem Planeten und auch abseits davon. Erinnert ihr euch an das Epigenetics Experiment?

Aber lasst uns über dieses neue Experiment sprechen. Wie der Name schon sagt, beschäftigt es sich mit Muskeln, genauer gesagt mit Muskelatrophie. Es ist inzwischen klar, dass Muskelatrophie eine Auswirkung der Raumfahrt ist und es ergibt natürlich Sinn, noch verstehen wir allerdings nicht die biologischen Mechanismen, die zum Muskelschwund führen.

Wir Astronauten können diesen negativen Effekten entgegentreten, indem wir jeden Tag trainieren, weil wir gesund sind. Was aber ist mit kranken Menschen, die bettlägerig sind? Die molekularen Mechanismen zu verstehen, die Muskelatrophie verursachen, könnten dabei helfen, diesen Menschen zu helfen.
Wie so oft in der Wissenschaft ist Fadenwürmer-Muskeln ein Folgeexperiment, das auf vorangegangener Weltraumforschung aufbaut.

Das Team hat über einige Jahre bereits herausgefunden, dass C. Elegans im Weltraum eine reduzierte Proteinkonzentration in ihren Muskeln und ihrem Cytoskelett (den „Knochen“ der Zellen) entwickeln. Interessanterweise verschiebt sich ihr Metabolismus auch in einen Energiesparmodus. Die Frage ist jetzt: wie empfangen Zellen die Signale, die diese Veränderungen auslösen? Wie wird die Nachricht übertragen? Und, für die von euch, die sich für Biologie interessieren, vor allem soll die Insulin/IGF-1 Signalübertragung untersucht werden, um zu sehen, ob sie allein für die Änderung des Metabolismus verantwortlich sein kann. Vielleicht ist auch das Gegenteil der Fall, dass es da mehr herauszufinden gibt, wie die Zellen ihre „Nachricht“ bekommen. Faszinierende Sache!

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Am Wochenende war es hier oben übrigens ziemlich ruhig. Wir hatten sogar den größten Teil des Freitags frei, um uns von 2 Wochen kontinuierlicher Arbeit zu erholen, was nett war. Terry und ich machen uns in nur zwei Wochen auf den Heimweg und es gibt noch einiges zu tun, um unser Leben auf der Raumstation abzuschließen und alles für die nächsten Bewohner unseres Außenpostens im Weltraum fertig zu machen.

PS: Vielen Dank an +Dmitry Meshkov, der von nun an dieses Logbuch ins Russische übersetzt, angefangen mit den neuesten Einträgen.

Und natürlich nochmals vielen Dank an die italienischen, französischen, spanischen und deutschen Übersetzer von #SamLogbook für ihre tolle Arbeit! Ihr Leute seid super!

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