L+170: Schon gehört? Ich bleibe noch ein paar weitere Wochen im Weltraum!

Habt ihr die Neuigkeiten schon gehört?

Heute hat Roskosmos, die russische Raumfahrtagentur, offiziell bekanntgegeben, dass unsere Landung auf Anfang Juni verlegt wurde, was bedeutet dass…Terry, Anton und ich bleiben noch ein paar extra Wochen im Weltraum!

Während ich das hier schreibe, kann ich immer noch nicht glauben, dass unser ursprüngliches Landedatum morgen gewesen wäre und ich nun zum letzten Mal in meinen ISS Schlafsack springen würde. Ich schätze, ich war mental noch nicht ganz bereit, zu gehen. Teils sicher auch, weil diese Planänderung bereits einige Zeit in der Luft hing.

Nach dem Verlust von Progress 59P vor zwei Wochen wurde uns allen klar, dass der nächste Start einer Soyuz verschoben werden würde, um Zeit für eine komplette Untersuchung, die Implementierung eventueller Korrekturen und möglicherweise den vorherigen Start eines weiteren unbemannten Fahrzeugs zu erkaufen.

Ob unsere Rückkehr auch verschoben werden würde, war weniger klar: auf der einen Seite hat es Vorteile, eine komplette Crew an Bord zu haben, auf der anderen Seite hatten wir gerade ein Versorgungsschiff verloren und Verbrauchsmaterialien hätten ein Problem werden können (wurden sie aber nicht, wie sich herausstellte).

Während wir auf die ISS Partneragenturen warteten, eine Entscheidung zu treffen, wurde unser Zeitplan mit den Aktivitäten gefüllt, die uns für eine normale Landung auf dem Plan halten: Wir führten eine Dichtigkeitsprüfung unserer Sokol Druckanzüge durch (Prüfung bestanden!), wir zogen zur Probe unsere Kentavr Kompressionshosen an, wir sammelten weiter Fracht für unsere Soyuz, inkl. unserer persönlichen 1,5kg Zuteilung und wir packten einige andere persönliche Dinge für ihre Rückkehr zur Erde an Bord von Dragon. Anton und ich frischten unsere Kenntnisse des manuellen Wiedereintritts auf. Da die finale Entscheidung, unsere Landung zu verzögern noch nicht getroffen war, mussten wir bereit sein.

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Allerdings wurde der Test von Soyuz‘ Steuerdüsen, der für Freitag angesetzt war, abgesagt und an dem Punkt war uns klar, dass wir nicht am 13. Mai heimkehren würden. Bereit und glücklich, zu bleiben!

Und keine Sorge: Ich habe noch Unterwäsche, Socken und sogar einen meiner Bonus-Essen-Container übrig. Ich bin wirklich froh, dass ich einige dieser Basisvorräte aufgespart hatte, nur für den Fall der Fälle! Ich konnte sogar einige T-Shirts wiederfinden, die ich bereits genutzt hatte, um Dinge für die Heimkehr mit Dragon darin einzuwickeln: sie haben vielleicht noch einige Klebereste des grauen Klebebandes an sich, aber sie tun ihren Zweck, sollte ich sie brauchen!

Wo ich von Dragon spreche, es sieht aus, als wäre Terry unerwartet für die gesamte SpaceX-6 Mission hier oben: wir packen sorgfältig und laden Säcke in Dragon und schaffen damit Platz auf der ISS, was immer gern gesehen ist.

Wir führen außerdem noch einige vorbereitende Arbeiten durch, um PMM an die Node-3-vorwärts Lokation umzuziehen und, wer weiß…? Das tatsächliche Umziehen könnte möglicherweise bald passieren, anstatt nächsten Sommer. Da wir hier oben so bald nirgendwo hingehen, finden die Planer sicher gute Verwendung für unsere Zeit an Bord.

Und ich hätte unheimliche Lust, wenn auch nur für ein paar Tage, auf einen 360° Rundumblick aus der Cupola!

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(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
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(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
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(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
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Alle Bilder © ESA/NASA

L+159 – L+160: “Scott, der Vampir” nahm mir für Cardio-Ox 7 Röhren Blut ab.

Freitag war einer der Tage, an denen regelmäßige Toilettengänge etwas komplizierter als üblich waren… es war Zeit für eine weitere 24-Stunden-Urinsammlung, am Samstagmorgen gefolgt von einer Blutentnahme – diesmal von „Scott, dem Vampir“, der mir half, sieben Röhren zu füllen.

Diese Sammlungen erfolgten zur Unterstützung des Cardio-Ox Experiments, von dem ich im letzten Logbucheintrag sprach, wie auch für die „Biochemisches Profil“ (Biochemical Profile) und „Repositorium“ (Repository) Projekte des Johnson Space Center.

L+157 – L+158: Ein weiteres Wochenende vorüber – nur noch eins übrig

Dies sind keine tatsächlichen Experimente, sondern sie zielen eher darauf ab, Daten zur Verfügung zu stellen, die potenziell eine Vielzahl an Forschungsexperimenten, sowohl aktuelle wie auch zukünftige, für die menschliche Adaption an die Raumfahrt unterstützen.

„Biochemical Profile“ testet die Urin- und Blutproben auf eine Vielzahl von Proteinen und Chemikalien, welche bekannte Indikatoren für den Metabolismus des Körpers (Biomarker) sind: es wird eine Datenbank erstellt und die Daten können Forschern, die diese zur Unterstützung ihrer Untersuchungen anfordern, zur Verfügung gestellt werden.

„Repository“ ist ein ähnliches Konzept, allerdings mit Blick auf die Zukunft. Urin- und Blutproben werden auf lange Zeit unter kontrollierten Bedingungen gelagert und werden in der Zukunft Forschern zur Verfügung gestellt, die für ihren Bedarf einen wissenschaftlichen Anlass vorweisen können. In Zukunft werden Forscher diese Proben mit fortgeschrittenen Analysemethoden untersuchen können und sie könnten sich dann vielleicht sogar für Biomarker interessieren, die uns heute noch gar nicht bekannt sind!

Ich schloss meine 24-Stunden Urinsammlung mit dem ersten Toilettenbesuch am Samstag ab, aber drei Stunden nach dem Frühstück füllte ich eine weitere Röhre, zusammen mit einer Speichelprobe, für das italienische Experiment Knochenmuskelcheck (Bone Muscle Check). Dieses zielt darauf ab, Analyse von Speichelproben zu validieren, um die Reduzierung von Knochen- und Muskelmasse zu bestimmen. Falls zuverlässige Biomarker im Speichel gefunden werden, muss man nicht mehr auf invasivere und zeitintensivere Blutentnahmen zurückgreifen!

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Im Bild seht ihr etwas von unserem Laborequipment für die Humanforschung, zusammen mit einem Beutel für die Urinsammlung. Wie ihr euch vorstellen könnte, würde das urinieren in einen Becher hier oben nicht besonders gut funktionieren. Ich erinnere mich, wie ich einen neuen weiblichen Adapter auf meinem allerersten Parabelflug vor fast genau 5 Jahren ausprobierte – in der Kabine eines Schwerelosigkeits-Flugzeugs, aber in einem speziellen Zelt.

Ich gebe außerdem zu, dass ich einige Geräte zur Urinsammlung in Baikonur dabei hatte und mit ihnen vor dem Start übte. Am Ende gibt es genau zwei Dinge, mit denen man sich vor dem Start in den Weltraum vertraut machen möchte: das Raumschiff und allem, was das Benutzen der Toilette angeht!

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(Trad Russo) +Dmitry Meshkov
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L+157 – L+158: Ein weiteres Wochenende vorüber – nur noch eins übrig

Ein weiteres Wochenende ist vorbei, nur noch eins bleibt für mich übrig auf der Raumstation. Das große Event des Wochenendes war natürlich das erste Espresso-Kochen, welchen wir nun in 3D-gedruckten Schwerelosigkeits-Bechern genießen können…davon erzähle ich euch in einem anderen Logbucheintrag, versprochen.

Fürs Erste muss ich noch auf die Aktivitäten der letzten Woche zurückkommen.

Mittwoch war der Tag, als wir erfolgreich Dragon leer geräumt hatten…und nahtlos zum nächsten Kampf übergegangen sind: packen und laden!

Wie ihr euch vielleicht erinnern könnte, hatten wir bereits ein wenig gepackt, bevor Dragon ankam, vorbereitete Säcke mit einem grünen „SpX-6 Return“ Aufkleber und einer spezifischen Nummer am Node 2 vorwärts Endpunkt. Nun ist es Zeit, diese Säcke mit mehr Dingen zu füllen, die zurückkehren und, natürlich, weitere Säcke vorzubereiten.

Es ist angenehm, nun Dinge in Dragon einladen zu können. Mit der neu angekommenen Fracht und der, die auf die Erde zurückkehrt und im Momentauf der ISS verstaut ist, kann die logistische Situation herausfordernd sein: im PMM, unserem haupt-Staumodul, sind die meisten Rack-Fronten gefüllt mit großen Säcken, welche mit Seilen befestigt sind. Dinge aus den eigentlichen Stauräumen zu bekommen erfordert also etwas Arbeit und Geduld!

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In Bezug auf Wissenschaft arbeitete ich am Mittwoch und Donnerstag primär am fortschreitenden TripleLux-A Experiment und meiner letzten Sitzung Cardio-Ox.
Cardio-Ox ist übrigens die Kurzform des Namens. Falls ihr euch für den vollen Namen des Experiments interessiert, hier ist er: „Bestimmung der Beziehung zwischen Biomarkern von oxidativem und entzündlichem Stress und des Risikos von Gefäßverkalkung bei Astronauten während und nach langzeitlichen Raumflügen“.

Wenn ihr die Geduld hattet, das bis zum Ende zu lesen, der Name sagt eigentlich alles! Es ist nur logisch anzunehmen, dass Raumfahrt, aufgrund der Aussetzung von Strahlung, veränderter Nahrungsaufnahme, reduzierter physischer Aktivität und einer insgesamt anstrengenden Umgebung erhöhte Werte von oxidativem Stress und Entzündungen hervorrufen kann.

Beide dieser unerwünschten Zustände können indirekt gemessen werden, indem man die Konzentration von bestimmten Molekülen im Blut und Urin misst: Diese Moleküle sind die „Biomarker“ im Titel des Experiments. Das erste Ergebnis des Experiments ist es also, oxidativen Stress und Entzündungswerte zu bestimmen und zu diesem Zweck stellte ich während der Mission einige Blut- und Urinproben zur Verfügung.

Der zweite Teil jedoch besagt: Wie hängen oxidativer Stress und Entzündungen mit dem Risiko für Gefäßverkalkung zusammen? Um dies zu bestimmten, führte ich einige über die Ferne gesteuerte Ultraschalluntersuchungen meiner Halsschlagader und Oberarmarterien durch, um nach strukturellen und funktionalen Veränderungen Ausschau zu halten, die als gute Anzeichen für ein Risiko für Gefäßverkalkung gelten. Übrigens, dies ist eine Langzeitstude: die letzte post-Flug Sitzung findet 5 Jahre nach dem Flug statt.

Ich bin nicht sicher, ob ich dann noch Logbucheinträge schreiben werde, aber falls doch und ihr interessiert seid, schaut nach dem Eintrag R+1825!

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