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L+155 – L+156: Progress hat es nicht zur ISS geschafft…aber niemand geht hungrig zu Bett!

Eine weitere Woche auf der ISS ist vorüber, eine meiner letzten an Bord. Die Zeit fliegt, wenn man Spaß hat!

Nun, die größte Neuigkeit der letzten Woche ist, wie ihr sicher gehört habt, dass das russische Versorgungsschiff Progress 59P es nicht zur ISS geschafft hat.

Am Dienstagmorgen bekamen wir einen Anruf aus Houston, dass die russische Missionskontrolle das Missionsprofil auf ein zwei-Tages-Rendezvous heruntergestuft hat, im Gegensatz zum üblichen 6-Stunden-Profil, nach dem Progress am frühen Nachmittag an der ISS angedockt wäre.

Natürlich gibt es eine Menge kleiner Probleme, die eine Veränderung zum zwei-Tages-Profil nötig machen können, also erwarteten wir an diesem Punkt noch, dass Progress am Donnerstag an seinem Parkplatz ankommen würde. Wir wissen inzwischen, dass 59P nie an der ISS ankommen wird. Die Missionsleiter in Moskau haben mit den ihnen zur Verfügung stehenden Telemetrie- und Kommandosteuerungsmöglichkeiten heldenhaft alles in ihrer Macht stehende getan, aber leider waren alle Bemühungen, die Versorgungsmission zu retten nicht erfolgreich.

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Der Fokus der Gemeinschaft hat sich nun von den Wiederherstellungsversuchen zur Analyse der Panne verschoben, um die Ursache zu finden. Wir werden mehr wissen, sobald unsere russischen Kollegen die Untersuchung abgeschlossen haben, was zwangsläufig eine Weile dauern wird.

In der Zwischenzeit beurteilen Teams die Auswirkungen auf das ISS Programm: wie ist die Situation? Was ist mit den Müllbeseitigungskapazitäten, die verloren sind? Was sind die Konsequenzen für den nächsten Soyuz Start und damit die Auswirkungen auf die ISS Aktivitäten?

Wie ihr euch vorstellen könnte, ist das ein kompliziertes Problem und, wie so oft, bin ich froh, dass ich nur eine Astronautin und nur dafür zuständig bin, meine Aufgaben hier oben zu erfüllen. Die Leute am Boden haben, gerade in diesen Tagen, einen sehr viel härteren Job.

Die guten Neuigkeiten sind, dass wir nicht so bald einen Nahrungsmittel-, Wasser- und Sauerstoffengpass oder einen anderer wichtiger Verbrauchsmaterialien haben werden – wir haben genug Spielraum. Auf dem Außenposten der Menschheit im Weltraum geht kein Astronaut hungrig zu Bett!

Und wir sind wie immer beschäftigt damit, die Raumstation in Form zu halten, Fracht zu verladen und, natürlich, wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Am Dienstag z.B., als die Geschichte mit Progress sich offenbarte, verbrachte ich die meiste Zeit des Tages mit dem Hirnablauf-Experiment (Drain Brain) der Italienischen Raumfahrtagentur: eine Ultraschallsitzung am Morgen plus Atemsitzungen mit dem Plethysmografen am Morgen und am Nachmittag. Wenn hier bei euch nichts klingelt, habt ihr eventuell den Logbucheintrag L+57 – L+58 verpasst, wo ich von Drain Brain sprach.

http://www.logbuch-iss.de/2015/01/23/l57-l58-logbuch/

Gratulation an das Team zum Abschluss des Experiments!

Originaler Logbucheintrag bei Google+
https://plus.google.com/u/0/+SamanthaCristoforetti/posts/Y6Ex5yy6qCg

(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
http://www.astronautinews.it/tag/logbook

(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

(Trad Russo) +Dmitry Meshkov
http://samlogbook-ru.livejournal.com

Alle Bilder © ESA/NASA

L+134 – L+135: Bald kommt ein neues Dragon Schiff

Die Ankunft des Dragon Versorgungsschiffes ist nur noch zwei Wochen entfernt und es ist beeindruckend, der Raumstation bei der Vorbereitung dafür zuzusehen.

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich den vollen Überblick darüber habe, aber das ist der Job von Leuten, die schlauer sind als ich und im Kontrollzentrum sitzen und die Show steuern. Hier oben versuchen wir so gut es geht unsere täglichen Aufgaben zu erledigen, aber auch die sind natürlich Teil eines Puzzles, aus dem am Ende eine volle Ankunftsmission eines Raumfahrzeugs wird, vom Einfangen bis zur Loslösung, mit einer beträchtlichen Menge wissenschaftlicher Arbeit, während Dragon an der ISS anliegt.

Gestern installierte ich auf einigen Laptops neue Software, sodass sie bereit sind, die neuen Experimente zu unterstützen. Heute verbrachte ich zwei Stunden damit, all das für ein bestimmtes Experiment benötigte Equipment auf der gesamten Station zusammenzusuchen, sodass alles fertig und verfügbar ist, wenn diese Aktivitäten in einigen Wochen beginnen. Und natürlich bereiten Terry und ich uns weiter auf das Einfangen von Dragon vor.

Heute hatten wir unser „versetztes greifen“ („offset grapple“) Training, eine zweistündige Sitzung, in der wir das Steuern des echten Arms üben konnten, anstatt einer Simulation. Ich sprach bereits vom „versetzten Greifen“ in meinem L+20-L+21 Logbuch. Schaut es euch an, falls ihr es verpasst habt:

https://plus.google.com/u/0/+SamanthaCristoforetti/posts/UeZYA3DFrw1 (englisch)

Als das letzte Dragon Schiff ankam führte Butch das Einfangen aus. Diesmal bin ich die Haupt-Roboter-Bedienerin, ich werde also die Arme steuern, während Terry für die Kommunikation mit dem Boden verantwortlich sein wird, die Prozeduren und die Fehlfunktionskarten durchgehend (letztere werden wir hoffentlich nicht brauchen).

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Wo wir von Fehlfunktionen sprechen, bei unserem letzten „fast Einfangen“ trainierten wir das Reagieren auf ein Sicherungsereignis („safing event“), welches auftritt, wenn der Arm und der Greifer sich bereits über dem Pin befinden, also sehr kurz vorm Auslösen des Greifens oder sogar kurz danach. Der Arm geht nach einer Fehlfunktion automatisch in einen Sicherheitsmodus, was es unmöglich macht, die Gelenke, den Endgreifer oder den Arm als Ganzes zu steuern.

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Glücklicherweise sind es in Wirklichkeit „zwei Arme in einem“. Zugegeben, es ist nur ein Set von Trägern und Gelenken, aber davon abgesehen gibt es eine volle Redundanz von allen Komponenten, die es dem Arm ermöglichen, sich zu bewegen. Um diese Redundanz zu nutzen, mussten wir uns von der Cupola zum Labor bewegen, wo wir eine zweite robotische Arbeitsstation haben. Am Einfangtag ist diese zweite Arbeitsstation im „heißen Backup“ Modus, es kann sie also jeder Schaltflächendruck zur primären Station umschalten und ihr die Kontrolle des Arms verleihen. Hättet ihr nicht gerne diese Art Redundanz in eurem Auto, wenn die rote Leuchte angeht?

Achso, gestern verbrachte ich auch etwas Zeit mit meiner regelmäßigen Fitnessbewertung. Wir machen diese auf dem Fahrrad, CEVIS, einmal im Monat, nach einem festgelegten Protokoll, während unser EKG aufgezeichnet und der Blutdruck alle fünf Minuten gemessen wird. Basierend auf diesen Daten können Spezialisten am Boden eine Einschätzung über unseren VO2max Wert abgeben, welcher häufig dazu genutzt wird, um die Fitness unseres Herz-Kreislauf-Systems zu bewerten. Der typische Trend, der während 6-monatiger Missionen beobachtet wird ist eine deutliche, schnelle Abnahme des VO2max Wertes am Anfang und anschließend eine langsame Zunahme durch die täglichen Trainings auf dem Rad und dem Laufband. Und je näher wir der Rückkehr zu Erde kommen, umso wichtiger ist es zu trainieren, um der Schwerkraft wieder entgegen treten zu können.

Originaler Logbucheintrag bei Google+
https://plus.google.com/u/0/+SamanthaCristoforetti/posts/PupqrYodALf

(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
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(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

Alle Bilder © ESA/NASA

L+130: Logbuch

Hey, ich bin sicher, dass ihr es schon gehört habt: wir haben zwei neue Besatzungsmitglieder hier auf der ISS, welche – kein Witz – für ein ganzes Jahr bleiben werden!

Dies dürfte die erste von mehreren Langzeitmissionen sein und der Hauptgrund dafür ist die Beobachtung der menschlichen Physiologie und Gesundheit während längerer Aufenthalte statt der standardmäßigen 6 Monats-Missionen. Es überrascht also nicht, dass Scott und Misha bereits intensiver „unter dem Mikroskop liegen“ als z.B. Terry oder ich.

Es gibt eine breit gefächerte Zahl von Untersuchungen, die diverse Aspekte ihres Anpassungsprozesses anvisiert und all diese Experimente benötigt Daten vom Beginn der Mission.

Heute war ein wichtiger Tag für die Erforschung der Augengesundheit!
Mein Arbeitstag endete mit Sitzungen in denen ich Scott und Misha beim Erstellen von Fundoskopie-Bildern ihrer Augen unterstütze, aber bereits vor unserer Tagesplanungskonferenz hatte ich den Aufgabe, unsere optische Kohärenztomographiemaschine (Optical Coherence Tomography – OCT) für ihre Augen Scans aufzubauen.

Gennady assistierte Misha bevor ich dran war, Scott zu assistieren. Ich muss zugeben, dass ich diese Scans immer ein wenig fürchte: gute Scans durchzuführen ist nicht immer einfach und es ist nicht unüblich, sie mehrere Male wiederholen zu müssen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Es kann ein wenig frustrierend für den Operator und ermüdend für die Untersuchungsperson sein, welche ihre/seine Augen für eine lange Dauer ruhig und offen halten muss.

Wir haben sehr gute Anleiter, welche die Show vom Boden steuern, sie bekommen das Bild von unserem Laptop allerdings mit einer minimalen Verzögerung gestreamed, was es manchmal schwierig macht, Echtzeit-Anleitung zu geben, wenn sich das Bild so schnell ändert. Doch ich musste mir heute wirklich keine Sorgen machen. Scott ist darin ein Naturtalent! Er ist die perfekte Untersuchungsperson (zumindest eine sehr viel bessere als ich): sein Blick war so ruhig, dass während der Scans nur minimale Anpassungen der Linsenposition nötig waren, um die benötigten Schichten im Blick zu halten, was meinen Job recht einfach macht. Danke, Scott!

Zwischen den Augenuntersuchungssitzungen und einigen kleineren Aufgaben (wie Fehlerbehebung an unserem Merlin Kühlschrank) hatte ich heute drei Videokonferenzen mit Leuten am Boden – ein bisschen unüblich, typischerweise verteilen diese sich über die Woche. Neben den wöchentlichen Videokonferenzen mit meiner Flugkoordinateurin Brigitte sprach ich mit ESA Kollegen im COL-CC und ESTEC: der Missionsdirektor und der leitende Flugdirektor, wie auch die diensthabenden Eurocom Kollegen und der Wissenschaftsdirektor der Mission. Artähnlich hatten Scott, Terry und ich am Abend unsere wöchentliche Konferenz mit Houston und Huntsville für die NASA Perspektive und ein Update der aktuellen Tätigkeiten vom leitenden Flugdirektor und dem Rest des Teams von Expedition 43.

Wenn ihr den live-Feed von der Raumstation sowie Weltraum-zu-Boden (space-to-ground) Nachrichten verfolgt, habt ihr sicher schon mitbekommen, dass ihr solche Konferenzen nicht hört: das liegt daran, dass die Missionskontrolle Einschränkungen anführt, sodass niemand außer den beteiligten Parteien die Gespräche hören kann. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist das besonders wichtig für die regelmäßigen medizinischen und physiologischen Konferenzen, aber auch für die wöchentlichen Familienkonferenzen, wie auch für aus der Ferne gesteuerte Untersuchungen an menschlichen Untersuchungsobjekten, wie z.B. Ultraschall oder die heutigen OCT Scans.

Außerdem arbeitete ich heute an der Wasserbalance. Wie ihr sicher wisst, recyceln wir all das Wasser an Bord mithilfe einem Gerät namens „Wasser-Verarbeitungs-Anlage“ (Water Processing Assembly – WPA). WPA hatte in letzter Zeit etwas Schluckauf, weswegen es aktuell kein Trinkwasser produziert. Aber keine Panik! Wir haben noch reichlich Wasser in den Leitungen und viele volle Wassersäcke. Während die Spezialisten am Boden einen vorausschauenden Plan zur Fehlerbehebung an WPA entwickeln, gibt es ein bisschen Arbeit, um eine ordentliche Wasserqualität beizubehalten.

Schaut für mehr Infos in die Bildbeschreibungen!

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Wir haben unser Wasser in diesen Säcken, genannt CWC-I. Der Buchstabe I (und die Farbe Lila auf dem Etikett) zeigen an, dass er jodiertes Wasser enthält – Jod ist unserem Trinkwasser für die Kontrolle von Mikroorganismen hinzugefügt, wird dem Wasser aber am Spender vor der Ausgabe wieder entzogen. Es ist wichtig, ordentliche Etiketten auf den Säcken zu haben: braune Etiketten z.B. kennzeichnen Kondenswasser (rückgewonnenes, noch nicht wiederverarbeitetes Wasser). Wenn man Kondenswasser in einen „lilanen Sack“ füllt, wäre dieser Sack verunreinigt und man könnte kein Trinkwasser mehr hinein füllen.

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Scott und ich arbeiten an seinen ersten Scans mit dem optischen Kohärenztomographen. Er wird diese Scans für das nächste Jahr jeden Monat wiederholen.

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