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L+100 – L+101: Logbuch

Das Logbuch ist zurück!

Entschuldigt den langen Signalverlust, aber es war eine arbeitsreiche Zeit: Drei Weltraumspaziergänge in 8 Tagen können den Tag wirklich ausfüllen und ich hatte das Gefühl, dass ich mich zu 100% auf meine Aufgabe konzentrieren musste.

Mehrere Stunden Arbeit an Luftschleusen und zwei Besatzungskameraden sicher hinaus zu bringen – und das so schnell wie möglich – benötigen volle Aufmerksamkeit: Bei weitem das herausforderndste, was ich im Orbit bisher machen musste und, das erste Mal, definitiv etwas stressig.

Außeneinsätze sind meist sehr detailliert im Internet beschrieben, daher gehe ich davon aus, dass Ihr schon mehr wisst, als ich euch erzählen könnte. Und soweit es meinen Job als IV betrifft, falls ihr neugierig seid, könnt ihr euch ein paar Logbucheinträge vom Training anschauen über vorher-und-nachher Unterricht, in dem wir Arbeiten an den Luftschleusen und prä-Atem Protokolle trainieren. Schaut euch z.B. Logbuch L-70 an:

https://plus.google.com/+SamanthaCristoforetti/posts/HhCxe72awiq (Englisch)

Natürlich sind einige Dinge schwierig am Boden zu trainieren. Zum Beispiel die SAFERs, der „Raketenrucksack“ (jetpack), der an den Raumanzügen befestigt ist, um sich im Notfall des Loslösens von der Station selbst retten zu können: am Boden lernen wir, die Verschlüsse zu bedienen, mit denen sie am Anzug befestigt werden, aber im All ist es eine ganz anderen Angelegenheit, Anzug und SAFER zu handhaben. Schwere, klobige Dinge haben hier oben kein Gewicht, sie haben aber immer noch Masse, Stichwort Massenträgheit.

Jedenfalls ging alles gut, Butch und Terry machten draußen einen ausgezeichneten Job, Anton war eine kostbare Hilfe in der Luftschleuse und nun holen wir alle wieder Luft, während wir zu einer weniger hektischen Gangart übergehen.

Außerdem nähern wir uns schnell dem Ende von Expedition 42, was bedeutet, dass Butch, Sasha und Elena sich bereit machen für ihren feurigen Ritt zurück zum Planeten Erde nächste Woche.

Terry, Anton und ich werden für ein paar Wochen unter uns sein, bis Scott, Misha und Gennady Ende März zu uns stoßen.

Tatsächlich haben unsere bald abreisenden Besatzungskameraden gestern ihre Sokol Anzüge für einen prä-Wiedereintritts-Dichtigkeitscheck angezogen und ich beobachtete Elena und Sasha, wie sie an einem Simulator im Servicemodul den manuellen Wiedereintritt mit der Soyuz trainierten.

Außerdem machen wir Fracht für die Rückkehr bereit: heute habe ich z.B. Wasserproben von all unseren portablen Wasserabgabestationen genommen und sie für die Rückkehr an Board der Soyuz verstaut.

Die Vorbereitungen für die Ankunft der nächsten Besatzung haben ebenso begonnen. Gestern arbeitete ich an Fracht, die mit dem russischen Versorgungsschiff Progress kam, unter anderem Scotts Kleidung und Hygieneartikel.

Wir haben unsere kleine Weltraum-Garderobe in Node 2, in der Nähe unserer Schlafkabinen: jeder von uns hat einen großen, starren Beutel mit unserer persönlichen Kleidung, größtenteils verstaut in Reißverschlussbeuteln, welche jeweils 2 Wochen abdecken (wir nennen sie „Ziegelsteine“).

Butch, effizient wie immer, hatte seinen Beutel bereits geleert, also Scott…falls du das hier liest…deine Kleidung ist bereits schön hier oben in Node 2 sortiert! Ich bin nur nicht sicher, ob es genug für ein Jahr sind: ich wette, es kommt später noch mehr.

Übrigens, gestern war unser 100. Tag im All! Gut, genau genommen stimmt das nur für mich, da Terry und Anton bereits vorher im All waren, aber es war sicher unser 100. Gemeinsamer Tag im All. Etwas erschreckend, oder? Verglichen mit der Zeit, die wir bereits hinter uns haben, wirkt die, die wir noch vor uns haben, wenig – nur noch 2 Monate.

Natürlich gibt es Dinge auf der Erde, die mir fehlen – eine Dusche ist ziemlich weit oben auf der Liste – aber es wird wirklich hart werden, die Raumstation zu verlassen. In den letzten 100 Tagen ging es für mich gedanklich von unkontrollierbarer Begeisterung und kontinuierlicher Neuentdeckung über zu Vertrautheit und stiller Zuneigung gegenüber der Raumstation selbst, unserer Besatzung und den Teams am Boden, die über die ganze Welt verteilt sind und mit denen ich täglich interagiere. Es fühlt sich nach Heimat an und – nebenbei – eine Heimat, in der man schweben kann, bietet eine unschlagbare Aussicht aus dem Fenster!

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Originaler Logbucheintrag bei Google+

(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
http://www.astronautinews.it/tag/logbook

(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

Alle Bilder © ESA/NASA

L+76 – L+79: Logbuch

Heute war ein ziemlich historischer Tag hier auf der ISS: das letzte der Automated Transfer Vehicles der ESA, ATV-5 George Lernaitre, ist gerade abgeflogen und ist nun sicher von der Raumstation getrennt, auf dem Weg zu einem morgigen, destruktiven Wiedereintritt in die Atmosphäre. Es nimmt Tonnen an Abfall und ausrangierten Gegenständen mit und verschafft uns etwas Erleichterung in Bezug auf Stauraum.

Aber wir haben in einem späteren Logbucheintrag Zeit, über den Abflug von ATV und alle vorbereitenden Tätigkeiten zu sprechen, lasst uns ein paar Tage auf den Abflug eines anderen Raumfahrzeugs Anfang dieser Woche zurückblicken: Dragon! Letztes Wochenende war ziemlich arbeitsreich hier auf der Raumstation, während wir die letzten Dinge einluden. Ich schloss das „Epigenetics“ Experiment ab, indem ich die letzten Generation unserer C. Elegans Würmer für die Rückkehr zur Erde fixierte. Wissenschaftler am Boden sahen sich durch die Kamera die Kulturbeutel und befanden, dass die Würmer der Farbe nach zu urteilen gut gewachsen waren, also haben wir nun hoffentlich drei Generationen an im All geborenen C. Elegans auf der Erde.

Am Wochenende war es außerdem Zeit, einige Kühlspeicher in Dragon zu installieren, genannt Polar und Glacier: diese mobilen Kühlschränke fliegen hinauf und runter mit der Stromversorgung von Dragon, zwischen den Flügen sind sie aber in der Raumstation installiert. Sie zu bewegen ist recht zeitkritisch, da wir sie nicht länger als 30 Minuten stromlos haben wollen. Daher arbeiteten Terry und ich eine zeitlich abgestimmte Choreographie aus, die uns erlaubte, parallel zu arbeiten und die Zeit ohne Stromversorgung zu minimieren.

Zu guter Letzt gab es am Sonntagmorgen noch einen kurzfristigen Einschub in unseren Terminplan: Die Entfernung eines Gebläse-Pumpen-Abscheiders (fan-pump-separator – FPS) an einem EMU, dem Anzug für Außeneinsätze. In Logbucheintrag L+16, L+17 erzählte ich euch vom FPS, da Butch und ich im Dezember einen ersetzten. Unglücklicherweise hat der FPS eines weiteren Anzugs versagt. Wir haben aktuell keine Ersatzteile an Bord, es wurde aber entschieden, dass der kaputte ausgebaut und mit Dragon zur Analyse am Boden zurückkehren soll. Es war das zweite Mal und daher nicht so beängstigend wie beim ersten, trotzdem war es aber eine herausfordernde Aufgabe, all die schwer erreichbaren, nicht gesicherten Schrauben und Unterlegscheiben zu entfernen. Wir waren froh, als wir fertig waren und den Abscheider an Terry übergeben konnten, sodass er ihn für die Rückkehr ordentlich verpacken konnte.

Wo wir über packen sprechen, das war eine Hauptaufgabe am Montag. Am Morgen waren wir wieder mit Kühlspeichern beschäftigt, Terry und ich beluden sechs Kühlsäcke mit Proben aus unseren MELFI Gefrierschränken. Kühlsäcke haben eine dicke Isolierung, in Ihnen werden Proben zusammen mit Kühlakkus verstaut, um sie kalt zu halten, bis sie auf der Erde geborgen und wieder in richtige Gefrierschränke verlegt werden. Für jeden Kühlsack hatten wir Schaubilder, welche uns zeigten, wie wir sie genau verpacken sollten und, in einigen Fällen, sogar in welcher Ausrichtung.

Unglücklicherweise ist dies eins der Dinge, die mit der Hilfe von Schwerkraft deutlich besser funktionieren, da es hier oben nichts gibt, das all die Gegenstände dort festhält, wo man sie platziert hat, bevor der Sack geschlossen ist und der Deckel alles fixiert. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist das Packen von Kühlsäcken eine Angelegenheit für den letzten Moment: wir packten sie am Montagmorgen und Montagnachmittag schlossen wir Dragons Luke. Terry und Butch installierten anschließend die Steuereinheiten für die Motoren, die die Bolzen bewegen, welche Dragon an der ISS befestigen. Währenddessen unternahm ich einen Ausflug zum ATV, um die Kamera zu installieren, welche den Aufbruch von ATV morgen von innen filmen wird!

Dienstag war dann der Tag der Freisetzung. Nach einer erfolgreichen Dichtungsprüfung der Luken, mit der wir sicher gingen, dass weder Dragon noch die ISS nach der Trennung lecken würden, drehte Butch die Bolzen heraus, wodurch sich Dragon von uns löste und anschließend begannen Kontrollmitarbeiter am Boden den Roboterarm zu steuern, um Dragon zur Position für die Freisetzung zu bewegen.

Am frühen Abend waren Terry und ich an der Roboter-Arbeitsstation in der Cupola bereit, die Freisetzung durchzuführen und Dragon auf den Weg nach Hause zu schicken. Zum Zeitpunkt der Freisetzung löste ich die Verbindung und bewegte den Arm auf eine sichere Distanz von etwa 4,5m zurück. An dem Punkt schickte Terry das Abflugkommando und Dragon führte seine erste Zündung durch, eine langsame, aber deutlich sichtbare Loslösung von der ISS auslösend. Es ist seltsam, Dragon gehen zu sehen, nachdem wir hier in Node 2 für mehrere Wochen Nachbarn waren. Aber hey, wir kriegen bald ein neues!

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Originaler Logbucheintrag bei Google+
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(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
http://www.astronautinews.it/tag/logbook

(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

Alle Bilder © ESA/NASA

L+74 – L+75: Logbuch

Gestern haben wir Dragon zurück nach Hause geschickt! Ich werde euch in den nächsten Tagen mehr darüber erzählen, aber fürs Erste kann ich sagen: Auf die letzten Wochen seit Dragons Ankunft zurückblickend ist es sehr zufriedenstellen, über all die erledigte Arbeit nachzudenken, von den Experimenten über das Be- und Entladen bis zur Verlegung von kalten Proben aus den Kühl- und Gefrierschränken in Kühlbeutel für die Rückkehr. Es ist allerdings auch schön, heute mal durchatmen zu können: da wir das ganze Wochenende hart arbeiten mussten, haben wir diesen Mittwoch frei. Eine nette Überraschung!

Aber lasst uns noch einmal auf letzte Woche zurückkommen und auf die Aussetzung von etwas sehr viel kleinerem an einem etwas kleineren Roboterarm: ein kleiner Cubesat in den Dimensionen 10cm x 10cm x 10cm, ausgesetzt vom japanischen Arm am Freitag. Ziemlich cool anzuschauen!

Es wurden an den Tagen vor der Aussetzung einige Vorbereitungen getroffen, in enger Zusammenarbeit mit dem JEM Kontrollzentrum in Tsukuba, Japan. Wir ihr euch vielleicht erinnern könnt, wenn ihr das Logbuch gelesen habt, hat das JEM Modul seine eigene Luftschleuse: wir können eine Luke nach innen öffnen und einen Tisch in die Kabine fahren. In der Woche vor der Aussetzung installierte Butch auf diesem Tisch das Aussetzsystem zusammen mit dem Cubesat darin. Am Donnerstag letzter Woche machte ich die Luftschleuse drucklos. Übrigens hat die japanische Luftschleuse, wie die große für die Außeneinsätze auch, Vorrichtungen, den Großteil der Luft in die Raumstation zurückzugewinnen – nur das letzte bisschen Luft, wenn der Druck in der Luftschleuse zu gering wird (ungefähr 0.14 bar), muss in den Weltraum abgelassen werden. Sobald die Schleuse auf Vakuum-Level war, öffnete ich die äußere Luke zum Weltraum und ließ den Tisch mit dem Satelliten und dem Aussetzsystem hinausgleiten. Ab diesem Zeitpunkt übernahmen die Kollegen in Tsukuba die Kontrolle und griffen das Aussetzsystem mit dem japanischen Roboterarm und, nachdem sie es fest im Griff hatten, bekam ich das Go, es vom Tisch loszulösen, sodass der Arm volle Kontrolle darüber hatte und es in die Aussetzposition bewegen konnte. Meine nächste Aufgabe war es, Bilder vom Aussetzen zu machen und ich muss sagen, dass mich das etwas nervös machte: Man bekommt nur eine Chance, den richtigen Moment zu treffen und der Satellit bewegt sich schnell fort, sobald er ausgesetzt ist! Das wollte ich wirklich nicht vermasseln, ich kann mir die Enttäuschung der Studenten, die den Cubesat entwickelten und davon keine Bilder hätten, kaum vorstellen.

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Wo ich gerade über Studenten spreche, am Mittwoch hatte ich außerdem die Möglichkeit, über Amateurfunk mit einer Gruppe Schüler der Schulen „Locatelli-Oriani“ und „Bachelet“ aus der Gegend um Mailand zu sprechen: danke für euren tollen Fragen und eure harte Arbeit während der Vorbereitung hierfür!

Am Freitag verbrachte ich einige Zeit in unserer Luftschleuse mit der Arbeit an den EMU Anzügen für die Außeneinsätze. Ich arbeitete an den Kühlwasserkreisläufen beider Anzüge, die bei den für Terry und Butch geplanten Außeneinsätzen genutzt werden und reinigte das Wasser mit verschiedenen Arten von Filtern und durch das Hinzufügen von Jod zur mikrobiellen Überwachung. Anschließend nahm ich Wasserproben, die mit Dragon zur Kontrolle am Boden zurückkehrten. Die Reinigung des Kühlkreislaufs kann auch dazu genutzt werden, Checks an den Anzügen zu durchzuführen und Telemetriedaten zur Bodenkontrolle zu schicken, daher wurden beide Anzüge an einen Laptop angeschlossen, auf dem eine Software zur Datenerfassung lief.

Am Freitag konnte ich übrigens auch mit der Kontrollstation in Moskau sprechen, wozu wir nicht-russischen Besatzungsmitglieder nicht oft die Möglichkeit kriegen. Während wir uns auf das Abdocken von ATV am Samstag vorbereiten, führte ich eine Prüfungsprozedur für das ATV Fernsteuerungspanel durch, welches wir im russischen Servicemodul haben werden, wenn ATV abreist. Wir werden nur im Falle von nicht-normalen Situationen Kommandos an ATV senden müssen. Daher gehe ich davon aus, dass wir das Kontrollpanel nicht wirklich brauchen, aber wir werden trotzdem bereit sein!

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(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
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(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
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(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

Alle Bilder © ESA/NASA