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L+133: Die Aufgabenliste – nicht immer Glanz und adrenalingeladen

Es ist ein ruhiger Ostersonntag heute hier auf der ISS, überhaupt keine Arbeit findet sich auf meinem Kalender, obwohl ich einige Arbeiten abseits der Aufgabenliste erledigt habe. Oh, ich glaube, ich habe euch noch nie von der Aufgabenliste erzählt – Zeit, das zu ändern.

Die Aufgabenliste ist eine Sammlung von Aktivitäten, die von der Bodenkontrolle vorbereitet wurden, aber keine so große Priorität haben, um auf dem regulären Kalender zu landen. Wenn wir in unserer Freizeit etwas arbeiten möchten, oder wenn Zeit frei wird, weil eine Aktivität schneller als erwartet abgeschlossen wird oder abgesagt wurde, können wir die Aufgabenliste durchsuchen und nützliche Dinge finden, die zu erledigen sind.

Manche sind größere Aufgaben von mehreren Stunden, andere sind kleinere Hausarbeiten, wie das Tauschen von Akku oder Hülle eines Laptops oder dem Umräumen von Ladung zur Vorbereitung einer anstehenden Aktivität. Packen und Entladen von eines Frachtfahrzeugs stehen auch oft auf der Liste, falls wir in unserer Freizeit vorarbeiten wollen.

Da es keine Option ist, mit dem Packen spät dran zu sein, fangen wir damit immer frühzeitig an: die Ladungsspezialisten am Boden schicken uns Ladungslisten lange bevor ein Fahrzeug tatsächlich ankommt, sodass wir damit beginnen können, die Säcke für die Rückkehr bereit zu machen. Im ersten Bild seht ihr das Ende von Node 2 mit all den Säcken, die wir bereits für Dragon gepackt haben. Vergleicht es damit, wie es einen Monat zuvor aussah auf dem Bild unserer Besatzung von Expedition 42!

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Das Aufnehmen von Videonachrichten oder von Lehrvideos für weitergehende Zwecke findet sich auch üblicherweise auf der Aufgabenliste, so wie auch einige Vorgänge, die dauerhafte Einträge sind: die Festmüll- und Urincontainer unserer Toiletten austauschen. Nach den ersten paar Malen braucht man dafür keine Prozeduren mehr, aber eine Aktivität auf der Liste hat außerdem auch eine Ladungsnotiz, welche einem in diesem Fall anzeigt, welche neuen Container man nehmen soll, wo man sie findet und wo die ausgebauten zu verstauen sind.

Wir ihr wisst, wird jeder Gegenstand auf der Raumstation verfolgt: per Teilenummer, Barcode, Seriennummer – oder durch alle drei!

Hin und wieder gehen trotzdem Dinge verloren. Wir sind alle nur Menschen und Fehler sind daher irgendwann vorprogrammiert: wenn etwas an der falschen Stelle landet (im echten Leben oder im Inventarsystem), wer weiß, wann es gefunden wird! Außerdem finden sich mit der Zeit immer wieder Dinge, die eigentlich bereits vor langer Zeit weggeworfen werden sollten. Anders als in den Haushalten anderer Leute, können wir es uns nicht leisten, Dinge anzusammeln, die nicht mehr benötigt werden, da wir Platz für neue Hardware brauchen, um das wissenschaftliche Programm weiter zu unterstützen.

Das europäische Columbus Labor hat davon einiges gesehen in den 7 Jahren, die es jetzt im Orbit ist. Als ich im November ankam, gab es durchaus einige Lade-Säcke vorne in den Racks: so viele Wissenschaftliche Experimente und so wenig Platz, das Equipment zu verstauen! Glücklicherweise nahmen ATV5 und SpX-5 einige Säcke, die nicht mehr gebraucht wurden, mit und eine Optimierung des verfügbaren Stauraums am Ende des Moduls hat die Kabine ein gutes Stück aufgeräumt.

Um weiter zu optimieren habe ich an den Wochenenden Foto-Audits unseres primären Lade-Racks Deck 4 in Kolumbus gemacht. Das Lade-Team beim COL-CC, die COSMOs, wollen ein genaues Bild davon haben, was sich in den Spinden befindet, um einen Plan zur Zusammenführung zu machen, um hoffentlich etwas Platz zu sparen! Ich habe also viel geknipst…geduldig, Spind für Spind, Sack für Sack, Gegenstand für Gegenstand, immer schön die Barcodes und Seriennummern zeigend.

Und ihr dachtet, Astronautin zu sein, wäre immer glamourös und adrenalingeladen, was?

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(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
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(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
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Alle Bilder © ESA/NASA

L+80 – L+82: Logbuch

Nach einem eng gesteckten Zeitplan am Wochenende, um Dragon für den Abflug und die Loslösung am Dienstag bereit zu machen, hatten wir am Mittwoch einen Tag frei. Hurra!

Ich bin eine Nachteule, also schlafe ich gern aus, wenn ich kann. Dienstagabend, bevor ich zu Bett ging, prüfte ich noch einmal den Zeitplan für Mittwoch um sicherzugehen, dass ich keinen Wecker stellen musste. Bestätigt! Also ließ ich Mittwochmorgen gegen 9:30 Uhr wie üblich die Arme aus meinem Schlafsack gleiten und checkte auf meinem Laptop den Zeitplan und die Tageszusammenfassung, eine Nachricht vom Boden mit Informationen über den Zustand der Raumstation und Fragen/Antworten/Nachrichten für die Besatzung. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich überrascht war, als ich für 7:30 Uhr morgens eine Aktivität auf dem Zeitplan sah. Wir konnte ich das am Abend zuvor übersehen haben? Und sollten wir nicht einen Tag frei haben? Und wie ernst war es, dass ich es noch nicht erledigt hatte? Aber unser Kommandant Butch ist immer schon um 5 Uhr auf, also hätte er mich nötigenfalls sicher geweckt, oder? Also, keine Panik, lasst uns sehen, worum es hier geht…

Nun, seht euch das Bild mit einem Schnappschuss der Aufgabe an. Ich lasse euch entscheiden: unsere Bodenkontrolle hat einen guten Sinn für Humor, oder? Wir verpassten die Lesung an diesem Tag und es tut mir leid, berichten zu müssen, dass ich an der angegebenen Position kein Per Anhalter durch die Galaxis finden konnte, aber wir machen das irgendwie wieder gut!

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Donnerstag und Freitag gingen wir wieder zum normalen Zeitplan über. Ich war für Butch Anwender bei einigen Augenuntersuchungen als Bestandteil von „Ocular Health“, wofür er Versuchsperson ist: ich half ihm beim Ultraschall, bei der optischen Kohärenztomografie und Funduskopie, indem ich Bilder seiner Augen machte – und das auf mehr Art und Weisen, als ich mir vor dem ISS Training je hätte vorstellen können. Ich werde dieselben Untersuchungen nächste Woche haben, allerdings finden meine seltener als bei Butch und Terry statt, da sie bei mir nur medizinisch notwendig sind, die beiden hingegen dienen als Versuchsobjekte für diese auf der Augengesundheit fokussierten Forschung.
Anschließend mussten wir ATV für das Abdocken bereit machen.

Sasha und ich hatten am Donnerstag an Bord eine Trainingssitzung, in der wir all die den Abflug vorbereitenden Maßnahmen und unsere Kontrollaufgaben durchgingen. Am Freitag schlossen wir dann die Luken auf ATV- und ISS-Seite und…ihr habt es geahnt – ihr wisst ja, wie diese Dinge laufen – wir machten eine Dichtigkeitsprüfung.

Wir machten das Vestibulum zwischen den Luken drucklos und beobachteten dann für die nächsten 30 Minuten die Druckveränderung: Wäre der Druck gestiegen, hätte entweder die Luke von ATV oder die der ISS ein Leck und würde Luft ins Vestibulum lassen. Tatsächlich kümmerte sich die Bodenkontrolle in Moskau um die Druckabsenkung: die Vestibula auf der russischen Seite haben Ventile, welche vom Boden aus kontrolliert werden können, um Luft in den Weltraum abzulassen. Unsere Luken bestanden den Test mit Bravour: bis zu 0.001 bar Druckanstieg ist erlaubt, wir hatten nur eine Änderung von 0.0007 bar.

Das war’s, das letzte ATV war bereit zum Abdocken am nächsten Tag!

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Alle Bilder © ESA/NASA

L+76 – L+79: Logbuch

Heute war ein ziemlich historischer Tag hier auf der ISS: das letzte der Automated Transfer Vehicles der ESA, ATV-5 George Lernaitre, ist gerade abgeflogen und ist nun sicher von der Raumstation getrennt, auf dem Weg zu einem morgigen, destruktiven Wiedereintritt in die Atmosphäre. Es nimmt Tonnen an Abfall und ausrangierten Gegenständen mit und verschafft uns etwas Erleichterung in Bezug auf Stauraum.

Aber wir haben in einem späteren Logbucheintrag Zeit, über den Abflug von ATV und alle vorbereitenden Tätigkeiten zu sprechen, lasst uns ein paar Tage auf den Abflug eines anderen Raumfahrzeugs Anfang dieser Woche zurückblicken: Dragon! Letztes Wochenende war ziemlich arbeitsreich hier auf der Raumstation, während wir die letzten Dinge einluden. Ich schloss das „Epigenetics“ Experiment ab, indem ich die letzten Generation unserer C. Elegans Würmer für die Rückkehr zur Erde fixierte. Wissenschaftler am Boden sahen sich durch die Kamera die Kulturbeutel und befanden, dass die Würmer der Farbe nach zu urteilen gut gewachsen waren, also haben wir nun hoffentlich drei Generationen an im All geborenen C. Elegans auf der Erde.

Am Wochenende war es außerdem Zeit, einige Kühlspeicher in Dragon zu installieren, genannt Polar und Glacier: diese mobilen Kühlschränke fliegen hinauf und runter mit der Stromversorgung von Dragon, zwischen den Flügen sind sie aber in der Raumstation installiert. Sie zu bewegen ist recht zeitkritisch, da wir sie nicht länger als 30 Minuten stromlos haben wollen. Daher arbeiteten Terry und ich eine zeitlich abgestimmte Choreographie aus, die uns erlaubte, parallel zu arbeiten und die Zeit ohne Stromversorgung zu minimieren.

Zu guter Letzt gab es am Sonntagmorgen noch einen kurzfristigen Einschub in unseren Terminplan: Die Entfernung eines Gebläse-Pumpen-Abscheiders (fan-pump-separator – FPS) an einem EMU, dem Anzug für Außeneinsätze. In Logbucheintrag L+16, L+17 erzählte ich euch vom FPS, da Butch und ich im Dezember einen ersetzten. Unglücklicherweise hat der FPS eines weiteren Anzugs versagt. Wir haben aktuell keine Ersatzteile an Bord, es wurde aber entschieden, dass der kaputte ausgebaut und mit Dragon zur Analyse am Boden zurückkehren soll. Es war das zweite Mal und daher nicht so beängstigend wie beim ersten, trotzdem war es aber eine herausfordernde Aufgabe, all die schwer erreichbaren, nicht gesicherten Schrauben und Unterlegscheiben zu entfernen. Wir waren froh, als wir fertig waren und den Abscheider an Terry übergeben konnten, sodass er ihn für die Rückkehr ordentlich verpacken konnte.

Wo wir über packen sprechen, das war eine Hauptaufgabe am Montag. Am Morgen waren wir wieder mit Kühlspeichern beschäftigt, Terry und ich beluden sechs Kühlsäcke mit Proben aus unseren MELFI Gefrierschränken. Kühlsäcke haben eine dicke Isolierung, in Ihnen werden Proben zusammen mit Kühlakkus verstaut, um sie kalt zu halten, bis sie auf der Erde geborgen und wieder in richtige Gefrierschränke verlegt werden. Für jeden Kühlsack hatten wir Schaubilder, welche uns zeigten, wie wir sie genau verpacken sollten und, in einigen Fällen, sogar in welcher Ausrichtung.

Unglücklicherweise ist dies eins der Dinge, die mit der Hilfe von Schwerkraft deutlich besser funktionieren, da es hier oben nichts gibt, das all die Gegenstände dort festhält, wo man sie platziert hat, bevor der Sack geschlossen ist und der Deckel alles fixiert. Wie ihr euch vorstellen könnt, ist das Packen von Kühlsäcken eine Angelegenheit für den letzten Moment: wir packten sie am Montagmorgen und Montagnachmittag schlossen wir Dragons Luke. Terry und Butch installierten anschließend die Steuereinheiten für die Motoren, die die Bolzen bewegen, welche Dragon an der ISS befestigen. Währenddessen unternahm ich einen Ausflug zum ATV, um die Kamera zu installieren, welche den Aufbruch von ATV morgen von innen filmen wird!

Dienstag war dann der Tag der Freisetzung. Nach einer erfolgreichen Dichtungsprüfung der Luken, mit der wir sicher gingen, dass weder Dragon noch die ISS nach der Trennung lecken würden, drehte Butch die Bolzen heraus, wodurch sich Dragon von uns löste und anschließend begannen Kontrollmitarbeiter am Boden den Roboterarm zu steuern, um Dragon zur Position für die Freisetzung zu bewegen.

Am frühen Abend waren Terry und ich an der Roboter-Arbeitsstation in der Cupola bereit, die Freisetzung durchzuführen und Dragon auf den Weg nach Hause zu schicken. Zum Zeitpunkt der Freisetzung löste ich die Verbindung und bewegte den Arm auf eine sichere Distanz von etwa 4,5m zurück. An dem Punkt schickte Terry das Abflugkommando und Dragon führte seine erste Zündung durch, eine langsame, aber deutlich sichtbare Loslösung von der ISS auslösend. Es ist seltsam, Dragon gehen zu sehen, nachdem wir hier in Node 2 für mehrere Wochen Nachbarn waren. Aber hey, wir kriegen bald ein neues!

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