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L+157 – L+158: Ein weiteres Wochenende vorüber – nur noch eins übrig

Ein weiteres Wochenende ist vorbei, nur noch eins bleibt für mich übrig auf der Raumstation. Das große Event des Wochenendes war natürlich das erste Espresso-Kochen, welchen wir nun in 3D-gedruckten Schwerelosigkeits-Bechern genießen können…davon erzähle ich euch in einem anderen Logbucheintrag, versprochen.

Fürs Erste muss ich noch auf die Aktivitäten der letzten Woche zurückkommen.

Mittwoch war der Tag, als wir erfolgreich Dragon leer geräumt hatten…und nahtlos zum nächsten Kampf übergegangen sind: packen und laden!

Wie ihr euch vielleicht erinnern könnte, hatten wir bereits ein wenig gepackt, bevor Dragon ankam, vorbereitete Säcke mit einem grünen „SpX-6 Return“ Aufkleber und einer spezifischen Nummer am Node 2 vorwärts Endpunkt. Nun ist es Zeit, diese Säcke mit mehr Dingen zu füllen, die zurückkehren und, natürlich, weitere Säcke vorzubereiten.

Es ist angenehm, nun Dinge in Dragon einladen zu können. Mit der neu angekommenen Fracht und der, die auf die Erde zurückkehrt und im Momentauf der ISS verstaut ist, kann die logistische Situation herausfordernd sein: im PMM, unserem haupt-Staumodul, sind die meisten Rack-Fronten gefüllt mit großen Säcken, welche mit Seilen befestigt sind. Dinge aus den eigentlichen Stauräumen zu bekommen erfordert also etwas Arbeit und Geduld!

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In Bezug auf Wissenschaft arbeitete ich am Mittwoch und Donnerstag primär am fortschreitenden TripleLux-A Experiment und meiner letzten Sitzung Cardio-Ox.
Cardio-Ox ist übrigens die Kurzform des Namens. Falls ihr euch für den vollen Namen des Experiments interessiert, hier ist er: „Bestimmung der Beziehung zwischen Biomarkern von oxidativem und entzündlichem Stress und des Risikos von Gefäßverkalkung bei Astronauten während und nach langzeitlichen Raumflügen“.

Wenn ihr die Geduld hattet, das bis zum Ende zu lesen, der Name sagt eigentlich alles! Es ist nur logisch anzunehmen, dass Raumfahrt, aufgrund der Aussetzung von Strahlung, veränderter Nahrungsaufnahme, reduzierter physischer Aktivität und einer insgesamt anstrengenden Umgebung erhöhte Werte von oxidativem Stress und Entzündungen hervorrufen kann.

Beide dieser unerwünschten Zustände können indirekt gemessen werden, indem man die Konzentration von bestimmten Molekülen im Blut und Urin misst: Diese Moleküle sind die „Biomarker“ im Titel des Experiments. Das erste Ergebnis des Experiments ist es also, oxidativen Stress und Entzündungswerte zu bestimmen und zu diesem Zweck stellte ich während der Mission einige Blut- und Urinproben zur Verfügung.

Der zweite Teil jedoch besagt: Wie hängen oxidativer Stress und Entzündungen mit dem Risiko für Gefäßverkalkung zusammen? Um dies zu bestimmten, führte ich einige über die Ferne gesteuerte Ultraschalluntersuchungen meiner Halsschlagader und Oberarmarterien durch, um nach strukturellen und funktionalen Veränderungen Ausschau zu halten, die als gute Anzeichen für ein Risiko für Gefäßverkalkung gelten. Übrigens, dies ist eine Langzeitstude: die letzte post-Flug Sitzung findet 5 Jahre nach dem Flug statt.

Ich bin nicht sicher, ob ich dann noch Logbucheinträge schreiben werde, aber falls doch und ihr interessiert seid, schaut nach dem Eintrag R+1825!

Originaler Logbucheintrag bei Google+
https://plus.google.com/u/0/+SamanthaCristoforetti/posts/axE9J9sP6ZY

(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
http://www.astronautinews.it/tag/logbook

(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

(Trad Russo) +Dmitry Meshkov
http://samlogbook-ru.livejournal.com

Alle Bilder © ESA/NASA

L+145 – L+147: Dragon ist da! Nun können neue Experimente beginnen

Die größte Neuigkeit der letzten Tage ist natürlich, dass Dragon angekommen ist! Es ist immer etwas ganz besonderes, ein Raumfahrzeug auf die Station zusteuern zu sehen.

So groß wie die ISS ist, ist dieser menschliche Außenposten im Weltraum doch nur ein kleiner Fleck Metall in der Weite des erdnahen Orbits: und doch fand uns am Freitagmorgen, wie Terry und ich von der Cupola aus beobachteten, ein Frachtschiff von der Erde und klopfte an unserer Tür.

Ich genoss es, Dragon immer größer werden zu sehen, während Kontinente und Ozeane unter uns hinweg zogen, aber ich versuchte gleichzeitig, mich von der Romantik frei zu machen und auf meine Hauptaufgabe fokussiert zu bleiben: den Roboterarm zu steuern, um Dragon einzufangen.

Ich habe das hundertmal im Simulator geübt, meistens mit einem virtuellen Raumfahrzeug, das sich sehr viel mehr hin und her bewegt, als es ein echtes Dragon tut, es aber in Wirklichkeit zu steuern ist natürlich etwas ganz anderes: sagen wir, es ist eine der Situationen, in der nicht viel dazu gehört, sehr schnell für die falschen Gründe berühmt zu werden!

Glücklicherweise ging alles gut und nach dem Einfangen übernahm das Bodenteam die Kontrolle des Arms, um Dragon langsam an Node 2 nadir anzuschließen – es ist jetzt sozusagen ein extra Raum direkt außerhalb unserer Besatzungsabteile. Am Freitag führte ich die Dichtigkeitsprüfung des Vestibulums durch. Wie ihr euch sicher erinnern könnt, ist das Vestibulum der Raum zwischen dem angeschlossenen Raumfahrzeug und der ISS. Ein kleiner Korridor, der entsteht, wenn die beiden miteinander verbunden werden. Bevor wir die Luke der ISS öffnen, müssen wir sicherstellen, dass das Vestibulum dicht ist. Wir geben also etwas Druck hinein, ca. 260 mmHg (0.34 bar) und prüfen diesen dann nach einem festgelegten Zeitintervall. Das Vestibulum bestand die Prüfung, anschließend öffneten Scott und ich die Luke der ISS und arbeiteten ein paar Stunden daran, es bereit zu machen, vor allem Komponenten zu entfernen, die nicht benötigt werden, während Dragon angeschlossen ist und im Weg sind…um die Luke von Dragon zu öffnen!

Scott und Terry öffneten die Luke von Dragon gestern Morgen und das war der Beginn eines Wochenendes intensiver Arbeit. Dringende Fracht ausladen und wissenschaftliche Arbeiten beginnen, wovon viele einen engen Zeitplan haben aufgrund des mit fortstreichender Zeit einhergehenden Zerfalls von Proben.

Sobald die großen Säcke aus dem Inneren von Dragon entfernt waren, war es meine Aufgabe, einen neuen Kubik zu holen, die eigenständige Zentrifuge/Brutkiste, die ich im letzten Logbucheintrag erwähnte (L+141 – L+144) und sie aufzubauen und zu konfigurieren für zwei Zellbiologie Experimente, Cytospace und NATO. Beide begonnen gestern Nachmittag und laufen autonom für ein paar Tage weiter, bis es Zeit ist, die Container aus dem Kubik zu entfernen und sie in den Gefrierschrank zu verlagern, wo sie auf ihre Rückkehr zur Erde und die dortige Analyse warten.

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Cytospace, wie der Name erahnen lässt, beobachtet das zelluläre Cytoskelett, die Strukturen innerhalb der Zelle, die ihr ihre Form geben. Wie beeinflusst Schwerelosigkeit die Form der Zelle? Und, vor allen Dingen, wie beeinflussen Veränderungen in der Zellform die Genexpression? Das klingt nach einem komplizierten Konzept, am Ende bedeutet es aber nur, dass die Form der Zelle, welche von der Schwerelosigkeit verändert wird, wahrscheinlich die Art verändert, wie die Zelle ihren Job erledigt. Und wir sind wirklich daran interessiert, das zu verstehen, denn…nun, wir bestehen aus Zellen und was in unseren Zellen passiert bestimmt, was in unserem Körper als Ganzem passiert. Und anders herum, was wir an gesamten Systemen unseres Körpers beobachten, zum Beispiel in Bezug auf Knochenschwund oder Beeinträchtigung unseres Immunsystems, kann anhand von Veränderungen auf Zell-Level erklärt werden.

Nächstes Mal erzähle ich euch von NATO!

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Alle Bilder © ESA/NASA

L+133: Die Aufgabenliste – nicht immer Glanz und adrenalingeladen

Es ist ein ruhiger Ostersonntag heute hier auf der ISS, überhaupt keine Arbeit findet sich auf meinem Kalender, obwohl ich einige Arbeiten abseits der Aufgabenliste erledigt habe. Oh, ich glaube, ich habe euch noch nie von der Aufgabenliste erzählt – Zeit, das zu ändern.

Die Aufgabenliste ist eine Sammlung von Aktivitäten, die von der Bodenkontrolle vorbereitet wurden, aber keine so große Priorität haben, um auf dem regulären Kalender zu landen. Wenn wir in unserer Freizeit etwas arbeiten möchten, oder wenn Zeit frei wird, weil eine Aktivität schneller als erwartet abgeschlossen wird oder abgesagt wurde, können wir die Aufgabenliste durchsuchen und nützliche Dinge finden, die zu erledigen sind.

Manche sind größere Aufgaben von mehreren Stunden, andere sind kleinere Hausarbeiten, wie das Tauschen von Akku oder Hülle eines Laptops oder dem Umräumen von Ladung zur Vorbereitung einer anstehenden Aktivität. Packen und Entladen von eines Frachtfahrzeugs stehen auch oft auf der Liste, falls wir in unserer Freizeit vorarbeiten wollen.

Da es keine Option ist, mit dem Packen spät dran zu sein, fangen wir damit immer frühzeitig an: die Ladungsspezialisten am Boden schicken uns Ladungslisten lange bevor ein Fahrzeug tatsächlich ankommt, sodass wir damit beginnen können, die Säcke für die Rückkehr bereit zu machen. Im ersten Bild seht ihr das Ende von Node 2 mit all den Säcken, die wir bereits für Dragon gepackt haben. Vergleicht es damit, wie es einen Monat zuvor aussah auf dem Bild unserer Besatzung von Expedition 42!

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Das Aufnehmen von Videonachrichten oder von Lehrvideos für weitergehende Zwecke findet sich auch üblicherweise auf der Aufgabenliste, so wie auch einige Vorgänge, die dauerhafte Einträge sind: die Festmüll- und Urincontainer unserer Toiletten austauschen. Nach den ersten paar Malen braucht man dafür keine Prozeduren mehr, aber eine Aktivität auf der Liste hat außerdem auch eine Ladungsnotiz, welche einem in diesem Fall anzeigt, welche neuen Container man nehmen soll, wo man sie findet und wo die ausgebauten zu verstauen sind.

Wir ihr wisst, wird jeder Gegenstand auf der Raumstation verfolgt: per Teilenummer, Barcode, Seriennummer – oder durch alle drei!

Hin und wieder gehen trotzdem Dinge verloren. Wir sind alle nur Menschen und Fehler sind daher irgendwann vorprogrammiert: wenn etwas an der falschen Stelle landet (im echten Leben oder im Inventarsystem), wer weiß, wann es gefunden wird! Außerdem finden sich mit der Zeit immer wieder Dinge, die eigentlich bereits vor langer Zeit weggeworfen werden sollten. Anders als in den Haushalten anderer Leute, können wir es uns nicht leisten, Dinge anzusammeln, die nicht mehr benötigt werden, da wir Platz für neue Hardware brauchen, um das wissenschaftliche Programm weiter zu unterstützen.

Das europäische Columbus Labor hat davon einiges gesehen in den 7 Jahren, die es jetzt im Orbit ist. Als ich im November ankam, gab es durchaus einige Lade-Säcke vorne in den Racks: so viele Wissenschaftliche Experimente und so wenig Platz, das Equipment zu verstauen! Glücklicherweise nahmen ATV5 und SpX-5 einige Säcke, die nicht mehr gebraucht wurden, mit und eine Optimierung des verfügbaren Stauraums am Ende des Moduls hat die Kabine ein gutes Stück aufgeräumt.

Um weiter zu optimieren habe ich an den Wochenenden Foto-Audits unseres primären Lade-Racks Deck 4 in Kolumbus gemacht. Das Lade-Team beim COL-CC, die COSMOs, wollen ein genaues Bild davon haben, was sich in den Spinden befindet, um einen Plan zur Zusammenführung zu machen, um hoffentlich etwas Platz zu sparen! Ich habe also viel geknipst…geduldig, Spind für Spind, Sack für Sack, Gegenstand für Gegenstand, immer schön die Barcodes und Seriennummern zeigend.

Und ihr dachtet, Astronautin zu sein, wäre immer glamourös und adrenalingeladen, was?

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