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L+150: Nanopartikel gegen Knochenverlust?

Hey, ich habe nicht vergessen, dass ich versprochen hatte, euch vom NATO Experiment zu erzählen!

Am Mittwoch schloss ich das NATO Experiment ab, indem ich die Container aus den Kubik Brutkammern entfernte und sie in den MELFI Gefrierschrank verfrachtete, sodass sie gefroren bleiben, bis Forscher am Boden sie bekommen und ihre post-Flug Analysen durchführen können.

Der volle Name des Experimentes lautet Nanoparticles and Osteoporosis (Nanopartikel und Osteoporose) und, wie Osteo-4 im letzten Logbucheintrag, untersucht es die Knochen. Während Osteo-4 allerdings die Mechanismen untersucht, die bei uns in der Schwerelosigkeit zu Knochenverlust führen, betrachtet NATO, was wir dagegen tun können und insbesondere, ob ein bestimmter Typ von Nanopartikeln effektiv dem Knochenverlust entgegensteuern kann.

Nun, es ist nicht direkt offensichtlich, aber Knochen ist lebendes Gewebe, das kontinuierlich zerstört und wieder aufgebaut wird. Zellen namens Osteoklasten zerstören Knochen, andere namens Osteoblasten produzieren neuen. Solange Zerstörung und Produktion in der Waage bleiben, ist alles in Ordnung. In der Schwerelosigkeit jedoch ist diese Balance gestört und die Osteoklasten gewinnen. Das Selbe passiert bei Leuten, die unter Osteoporose leiden, leider ein häufig auftretendes Problem.

NATO untersucht unter künstlichen Bedingungen die Effekte des Hinzufügens von verschiedenen Dosen von „Strontium beinhaltenden Hydroxyapatit-Nanopartikeln“ (strontium-containing-hydroxyapatite-nanoparticles), nHAP-Sr. Einige Studien am Boden legen nahe, dass das Hinzufügen von nHAP-Sr effektiv die Osteoklaten am Zerstören der Knochen hindern könnte, was eine bevorzugtere Balance im Zerstörungs-/Produktionszyklus fördern würde. Eine vielversprechende Forschung für Astronauten im Weltraum und für die Menschen am Boden, die an Knochenschwund leiden!

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Aber es geht hier oben natürlich nicht immer nur um Wissenschaft. Wir müssen die Station am Laufen halten, was auch bedeutet, dass der Recycling-Tank in unserer Urinverarbeitungsanlage (Urine Processing Assembly – UPA) regelmäßig getauscht werden muss. Ihr seht die UPA im Bild, sie beansprucht den Deck-Raum unterhalb unserer Weltraum-Toiletten. Was von unserem Urin übrig bleibt, nachdem er in der UPA verarbeitet wurde, ist eine dichte, grüne und nicht besonders angenehm riechende Flüssigkeit namens brine, welche im Recyclingtank gesammelt wird, welcher natürlich gewechselt werden muss, sobald er voll ist.

Ich beendete den Tag jedoch mit einem weiteren coolen Experiment namens Fadenwürmer Muskeln (Netode muscle). Davon erzähle ich euch beim nächsten Mal!

Originaler Logbucheintrag bei Google+
https://plus.google.com/u/0/+SamanthaCristoforetti/posts/MTdVCnkd2Ne

(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
http://www.astronautinews.it/tag/logbook

(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

Alle Bilder © ESA/NASA

L+145 – L+147: Dragon ist da! Nun können neue Experimente beginnen

Die größte Neuigkeit der letzten Tage ist natürlich, dass Dragon angekommen ist! Es ist immer etwas ganz besonderes, ein Raumfahrzeug auf die Station zusteuern zu sehen.

So groß wie die ISS ist, ist dieser menschliche Außenposten im Weltraum doch nur ein kleiner Fleck Metall in der Weite des erdnahen Orbits: und doch fand uns am Freitagmorgen, wie Terry und ich von der Cupola aus beobachteten, ein Frachtschiff von der Erde und klopfte an unserer Tür.

Ich genoss es, Dragon immer größer werden zu sehen, während Kontinente und Ozeane unter uns hinweg zogen, aber ich versuchte gleichzeitig, mich von der Romantik frei zu machen und auf meine Hauptaufgabe fokussiert zu bleiben: den Roboterarm zu steuern, um Dragon einzufangen.

Ich habe das hundertmal im Simulator geübt, meistens mit einem virtuellen Raumfahrzeug, das sich sehr viel mehr hin und her bewegt, als es ein echtes Dragon tut, es aber in Wirklichkeit zu steuern ist natürlich etwas ganz anderes: sagen wir, es ist eine der Situationen, in der nicht viel dazu gehört, sehr schnell für die falschen Gründe berühmt zu werden!

Glücklicherweise ging alles gut und nach dem Einfangen übernahm das Bodenteam die Kontrolle des Arms, um Dragon langsam an Node 2 nadir anzuschließen – es ist jetzt sozusagen ein extra Raum direkt außerhalb unserer Besatzungsabteile. Am Freitag führte ich die Dichtigkeitsprüfung des Vestibulums durch. Wie ihr euch sicher erinnern könnt, ist das Vestibulum der Raum zwischen dem angeschlossenen Raumfahrzeug und der ISS. Ein kleiner Korridor, der entsteht, wenn die beiden miteinander verbunden werden. Bevor wir die Luke der ISS öffnen, müssen wir sicherstellen, dass das Vestibulum dicht ist. Wir geben also etwas Druck hinein, ca. 260 mmHg (0.34 bar) und prüfen diesen dann nach einem festgelegten Zeitintervall. Das Vestibulum bestand die Prüfung, anschließend öffneten Scott und ich die Luke der ISS und arbeiteten ein paar Stunden daran, es bereit zu machen, vor allem Komponenten zu entfernen, die nicht benötigt werden, während Dragon angeschlossen ist und im Weg sind…um die Luke von Dragon zu öffnen!

Scott und Terry öffneten die Luke von Dragon gestern Morgen und das war der Beginn eines Wochenendes intensiver Arbeit. Dringende Fracht ausladen und wissenschaftliche Arbeiten beginnen, wovon viele einen engen Zeitplan haben aufgrund des mit fortstreichender Zeit einhergehenden Zerfalls von Proben.

Sobald die großen Säcke aus dem Inneren von Dragon entfernt waren, war es meine Aufgabe, einen neuen Kubik zu holen, die eigenständige Zentrifuge/Brutkiste, die ich im letzten Logbucheintrag erwähnte (L+141 – L+144) und sie aufzubauen und zu konfigurieren für zwei Zellbiologie Experimente, Cytospace und NATO. Beide begonnen gestern Nachmittag und laufen autonom für ein paar Tage weiter, bis es Zeit ist, die Container aus dem Kubik zu entfernen und sie in den Gefrierschrank zu verlagern, wo sie auf ihre Rückkehr zur Erde und die dortige Analyse warten.

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Cytospace, wie der Name erahnen lässt, beobachtet das zelluläre Cytoskelett, die Strukturen innerhalb der Zelle, die ihr ihre Form geben. Wie beeinflusst Schwerelosigkeit die Form der Zelle? Und, vor allen Dingen, wie beeinflussen Veränderungen in der Zellform die Genexpression? Das klingt nach einem komplizierten Konzept, am Ende bedeutet es aber nur, dass die Form der Zelle, welche von der Schwerelosigkeit verändert wird, wahrscheinlich die Art verändert, wie die Zelle ihren Job erledigt. Und wir sind wirklich daran interessiert, das zu verstehen, denn…nun, wir bestehen aus Zellen und was in unseren Zellen passiert bestimmt, was in unserem Körper als Ganzem passiert. Und anders herum, was wir an gesamten Systemen unseres Körpers beobachten, zum Beispiel in Bezug auf Knochenschwund oder Beeinträchtigung unseres Immunsystems, kann anhand von Veränderungen auf Zell-Level erklärt werden.

Nächstes Mal erzähle ich euch von NATO!

Originaler Logbucheintrag bei Google+
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(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
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(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
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(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
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Alle Bilder © ESA/NASA