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L+131 – L+132: Pflanzen im Weltall

Gestern war ein relativ ruhiger Tag, was am Ende der Woche immer nett ist. Nicht, dass ich nicht einen vollen Kalender gehabt hätte – wir haben immer zu tun von unserer morgendlichen Tagesplanungskonferenz (DPC – Daily Planning Conference) gegen 7:30 Uhr bis zur abendlichen DPC gegen 19:30 Uhr. Allerdings können die Aufgaben mal mehr, mal weniger komplex sein und mehr oder weniger Routine beinhalten.

Ein neues Experiment durchzuführen, welches einen komplizierten Aufbau, viel Koordination mit dem Boden oder filigrane Tätigkeiten erfordert ist natürlich sehr viel anspruchsvoller als eine Aufgabe, die ich schon einmal ausgeführt habe und die ich autonom durchführen kann, wie z.B. Wasserproben zu nehmen oder Spinde in unseren Express Racks ein- oder auszubauen. Dies sind modulare Racks, die eine breite Anzahl an wissenschaftlichen Arbeiten unterstützen und kontinuierlich umgebaut werden, abhängig von aktuellen oder kommenden Arbeiten.

Einfache oder routinierte Aufgaben, die nicht viel Unterstützung von den Kontrollzentren erfordern sind in unserem Zeitplan als „pinke Aktivitäten“ hinterlegt – die Schrift in unserer Planungsübersicht ist pink, was bedeutet, dass wir sie durchführen können, wann immer wir wollen, solange sie am Ende des Tages getan sind.

Für nicht-pinke Aktivitäten hingegen wird erwartet, dass sie mehr oder weniger zeitnah erledigt werden. Einige Aufgaben haben sogar eine blaue Box – ein dicker Rahmen um die Aktivität zeigt an, dass sie genau zur geforderten Zeit ausgeführt wird. Typische blaue-Box-Aktivitäten sind live Interviews mit den Medien oder öffentliche Gespräche mit VIPs, welche am Boden einen komplexen Aufbau erfordern, um zur vereinbarten Zeit Audio und Video Verbindungen mit den Partnern am anderen Ende zur Verfügung zu stellen.

Die meisten Experimente haben keine blaue Box, sind aber auch nicht pink. Das liegt daran, dass sehr häufig Spezialisten, die mit dem Experiment und seinen Tätigkeiten vertraut sind und manchmal auch der/die für das Experiment Hauptverantwortliche auf space-to-ground verfügbar sind, um Unterstützung oder, falls nötig, Echtzeit-Fehlerbehebung zur Verfügung zu stellen. In vielen Fällen hat man keine Chance, das Experiment ein zweites Mal korrekt durchzuführen (zumindest nicht, bevor man neue Proben oder Equipment hochfliegt), daher ist es wichtig, größtmögliche Unterstützung zu haben, falls Probleme auftreten sollten.

Wo wir von Wissenschaft sprechen, heute habe ich ein bisschen am JAXA Experiment ANISO gearbeitet. Ich habe einige Durchläufe dieses Experimentes ausgeführt, jeder (von meiner Seite aus) bestehend aus einer Anzahl von Aktivitäten, die sich über mehrere Tage verteilen.

Sagen wir, es ist Tag 1: man nimmt sich eine Probenkammer, wie auf den Bildern zu sehen, und injiziert mit einer Spritze langsam 1,5ml Wasser. Anschließend kommt die Kammer bei +2°C für 96 Stunden in MELFI! Dies simuliert Winter und fördert eine gute Keimung der Samen der Schotenkresse/Gänserauke. Anschließend kommt die Kammer für ungefähr 4 Tage in Raumtemperatur (Der Frühling ist da!) und am Ende, nachdem etwas mehr Wasser zugesetzt wurde, beginnen im Fluoreszenzmikroskop über zwei Tage die Beobachtungen durch Wissenschaftler am Boden, die direkt die Livebilder von der ISS untersuchen.

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Wir wissen schon seit langem, dass Pflanzen in der Schwerelosigkeit anders wachsen. Da sie hier oben die Schwerkraft nicht „spüren“, neigen sie dazu, einen dünneren und längeren Stamm zu entwickeln. Tatsächlich haben ANISO Wissenschaftler das Gegenteil davon am Boden getan, indem sie die Samen in eine Zentrifuge pflanzten und damit zeigten, dass die Pflanzen in „Hyperschwerkraft“ kürzere und dickere Stämme entwickeln. Der Unterschied rührt wahrscheinlich in der unterschiedlichen Ausrichtung von Mikroröhrchen in den einzelnen Zellen, welche ihre Form verändern. Ich finde es faszinierend, dass etwas so kleines wie eine Zelle von der Schwerkraft beeinflusst wird!

Eine bestimmte Gruppe von Proteinen, genannt MAPs, steuert die Ausrichtung der Mikroröhrchen und damit die Form des Stamms. Man kann nun die Mikroröhrchen und MAPs unter dem Fluoreszenzmikroskop nicht wirklich sehen, aber die Schotenkresse/Gänserauke ist so konstruiert, dass sie ebenfalls ein fluoreszierendes Protein erzeugen, das MAPs genau nachahmt – und das funktioniert! Nun kann man das Fluoreszenzmikroskop nutzen, um indirekt Proteine zu beobachten, die man anderenfalls nicht sehen könnte. Faszinierend, oder?

Es klingt ein wenig paradox, aber Schwerelosigkeit ermöglicht die Untersuchung der Auswirkung von Schwerkraft auf Pflanzen, was wiederum dabei helfen kann, landwirtschaftliche Anwendungen zu optimieren. Ich habe keinen Hintergrund in Biowissenschaft, daher ist das alles sehr neu für mich, aber ich hoffe, ihr findet es so faszinierend, wie ich!

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Originaler Logbucheintrag bei Google+
https://plus.google.com/u/0/+SamanthaCristoforetti/posts/bm7Z7B62Nw9

(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
http://www.astronautinews.it/tag/logbook

(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

Alle Bilder © ESA/NASA