L+72 – L+73: Logbuch

Heute ist Samstag und wow, das war eine arbeitsreiche Woche! Und leider gab es nicht besonders viel Zeit, euch über unsere Arbeit und das Leben hier oben auf dem Laufenden zu halten. Aber wir können ein bisschen was nachholen, also lasst uns sehen, was diese Woche auf der ISS passiert ist.

Am Dienstag habe ich etwas getan, was wir nicht gerade jeden Tag machen: ich habe einen Teil der Raumstation bis zum Vakuum drucklos gemacht. Allerdings keine Luftschleuse, die sind ja genau dafür gedacht.

Ein Vestibulum (vestibule): das ist der kleine Raum, der entsteht, wenn zwei Module der ISS zusammengefügt werden. Wie wenn ihr bei euch zuhause nicht nur eine Tür zwischen zwei Räumen hättet, sondern zwei, die zwischen sich einen kleinen Raum schaffen, wenn beide Türen geschlossen sind. Auf der ISS nennen wir diesen Raum zwischen den Luken „Vestibulum“ (vestibule). Stellt euch vor, ihr wolltet sichergehen, dass beide Luken dicht sind – die beste Methode dafür ist, das Vestibulum dazwischen drucklos zu machen. Wenn Luft hinein kommt und damit der Druck ansteigt, dann hat eine Lukendichtung ein Leck. So funktioniert es: man verbindet das Vestibulum mit einem Anschlusspunkt zum Vakuum und lässt all die Luft von Bord, anschließend misst man den Restdruck, welcher sehr nahe 0 sein wird (in meinem Fall ca. 3mm Hg), wartet 24 Stunden und prüft den Druck nochmals. Natürlich gibt es keine perfekte Dichtung, ein kleine Undichtigkeit wird es immer geben.

Im Fall des Vestibulums ist es laut Prozedur eine positive Dichtigkeitsprüfung, wenn die Drucksteigerung darin nach 24 Stunden weniger als 5mm Hg ausmacht.
Ich wette, ihr wundert euch bereits, welche Luken wir geprüft haben und warum? Nun, vielleicht habt ihr es schon gehört, aber wir werden auf der Raumstation bald ein paar Umbauten durchführen. Zeit, die Raumverteilung etwas aufzufrischen! Unser PMM Modul, welches aktuell an Node 1 nadir angeschlossen ist, wird nach Node 3 umziehen und der Node 1 nadir Anschluss bekommt eine luxuriöse Aufrüstung, wodurch er dazu in der Lage sein wird, besuchende Raumfahrtzeuge aufzunehmen. Wir führten die Dichtigkeitsprüfung also zwischen PMM und Node 1 durch um sicherzugehen, dass diese Luken nicht lecken, da sie dem Vakuum ausgesetzt sein werden, wenn wir im Laufe des Jahres die Umbauten durchführen. Zusätzlich installierten Terry und ich vor der Dichtigkeitsprüfung eine Durchführung: hiermit ist es möglich, eine Kabelverbindung durch ein Loch in der Druckhülle herzustellen. Man schließt das Kabel an einer Seite an, sagen wir innen, und steckt nun die Weiterführung an der anderen Seite der Durchführung an, sagen wir außen. Die Durchführung wird in ein Loch eingeführt und hat Dichtungen um sicherzugehen, dass keine Luft nach außen leckt.

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Ihr werdet froh sein zu hören, dass die Dichtigkeitsprüfung bestanden wurde, beide Luken und die neu installierte Durchführung sind also dicht. Gute Neuigkeiten, was? Was ihr übrigens im Bild seht, ist der lange Schlauch, mit dem wir das Vestibulum mit dem Vakuum verbinden: er musste den ganzen Weg durch das Labor zum Anschlusspunkt zum Vakuum reichen. Vielleicht ist es nur bei mir so, aber etwas an das Vakuum anzuschließen erfordert definitiv Vorsicht: es ist nicht besonders kompliziert, das Vestibulum drucklos zu machen, trotzdem habe ich alles doppelt und dreifach geprüft, bevor ich das Ausgleichsventil öffnete, das die Atmosphäre darin ins Weltall entleert. Tatsächlich hatte ich sogar kurz das Gefühl, dass meine Ohren knacken würden, was ein Zeichen für einen Druckverlust in der Kabine gewesen wäre, allerdings waren die Druckanzeigen stabil. Es war wohl also eher das Rauschen des Ventils, das meinem Trommelfell einen Streich gespielt hat.

Mittwoch war einer der Raumstation-in-Schuss-halten-Tage für mich. Neben dem Aufräumen des Aufbaus für die Dichtigkeitsprüfung habe ich z.B. an einer regelmäßigen Umweltüberprüfung gearbeitet, die unser Trinkwasser auf Kolibakterien und anderes Keimwachstum in den Trinkwasserleitungen nach 48 Stunden Inkubationszeit prüft. Zum Glück konnte ich keine Mikrobenkolonien im Erfassungsgerät und keine magentafarbene Verfärbung auf dem Erkennungsstreifen feststellen, also ein negatives Ergebnis. Es ist immer gut, die Bestätigung zu haben, dass unser Trinkwasser sauber ist!

Originaler Logbucheintrag bei Google+
https://plus.google.com/u/0/112628950566484266163/posts/GziPBxjWs7q

(Trad IT)  Traduzione in italiano a cura di +AstronautiNEWS  qui:
http://www.astronautinews.it/tag/logbook

(Trad FR) Traduction en français par +Anne Cpamoa ici:
https://spacetux.org/cpamoa/category/traductions/logbook-samantha

(Trad ES) Tradducción en español por +Carlos Lallana Borobio aqui:
http://laesteladegagarin.blogspot.com.es/search/label/SamLogBook

Alle Bilder © ESA/NASA

L+68 – L+71: Logbuch

Nun, da sind wir. Bereits zehn Wochen sind vergangen: ich weiß nicht was hier oben los ist, aber die Zeit vergeht viel zu schnell!
Am Freitag hatte ich eine weitere Verabredung mit unseren Weltraumwürmen, den C. Elegans, als ich die Woche mit einer Sitzung des Epigenetics-Experiments abschloss. Ich trennte wieder die Babywürmer von den Erwachsenen, wie ich im letzten Logbucheintrag beschrieb, also wächst nun die dritte Generation im Brutkasten heran. Die eine Hälfte schwerelos, die andere Hälfte in der 1G Zentrifuge.

Ich kümmerte mich am Freitag außerdem um das interne Kühlsystem des Kolumbus Moduls. Wie ihr wisst, nutzen wir Wasser, um Wärme von Ausrüstung (durch Kühlplatten) und aus der Kabine (durch die Klimaanlage) abzuführen und in regelmäßigen Abständen muss dem Wasser die antimikrobielle Substanz OPA zugesetzt werden, um zu verhindern, dass sich Mikroorganismen in den Leitungen bilden. Tatsächlich erledigte Terry die meiste Arbeit bereits letzte Woche – ich hatte am Freitag nur die Aufgabe, Wasserproben zu nehmen, nachdem das OPA hinzugefügt wurde. Das Wasser wird zur Erde zurückkehren und wird am Boden daraufhin untersucht, dass die gewünschte OPA Konzentration vorliegt.

Sonntags schlafe ich üblicherweise aus – ich bin eine Nachteule, keine Frühaufsteherin – diesmal war ich für eine ganz besondere Aufgabe allerdings schon um 08:00 Uhr wach. Ich sprach für etwa 10 Minuten über Amateurfunk mit italienischen Schülern: die Schüler des Instituts „G. Bearzi“ in Udine (hallo!) und eine ganz besondere Gruppe von jungen Männern und Frauen aus der ganzen Welt, die gerade ihren Schüleraustausch an italienischen Schulen beginnen, all das dank der non-Profit Organisation Intercultura, oder – international – AFS. Ich war selbst Intercultura-AFS Austauschschülerin und verbrachte ein Jahr an einer Schule in den USA, während mein Besatzungskamerad Terry einen Sommer in Finnland war! Und an alle Austauschschüler, die dies lesen: Ich bin stolz auf euch, ich hoffe, ihr genießt euer Abenteuer, dass ihr auch in schwierigen Zeiten (sie werden kommen) immer euer Lächeln behaltet und dass ihr anerkennt, dass dies ein großes Geschenk ist und eine Verantwortung mit sich bringt. Und ich bin den Familien, die all das möglich machen und einen Austauschschüler aufnehmen, extrem dankbar: vielen Dank für eure Großzügigkeit, ihr seid super!

Ok, zurück zum Boden der Tatsachen: Urin. Ich weiß, nicht besonders glamourös, aber größtenteils um ihn drehten sich am Montag meine Gedanken und Arbeiten. Da ATV5 uns bald verlässt, standen einige Salzwasser-Transfers in die ATV Flüssigkeitstanks auf dem Programm, die zwischenzeitlich von Wasser entleert waren. Wie ihr euch vielleicht erinnert, ist Salzwasser der Überrest von recyceltem Urin und dessen letztes Abfallprodukt. Es ins ATV zu verlegen erledigt die Aufgabe, es zu beseitigen und gleichzeitig hilft uns dies bei den Problemen mit der Masseverteilung und dem Schwerpunkt, von dem ich im letzten Logbucheintrag sprach.

Im Bild ersetze ich einen Recycling-Tank voller Salzwasser mit einem leeren. Ein ganz schönes Monstrum, was?

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